Der Beziehungskiller…

Oder auch: „Das Leiden frischgebackener Eltern“

Ein Kind verändert alles. Viele malen es sich als glücklichste Zeit aus. Da ist man endlich zu dritt. Man hat so drauf gewartet. Mit ganz viel Begeisterung wurden Möbel und Klamotten gekauft. Mit Spannung wurde der kleine Wurm erwartet und dann ist er endlich da……Und auf einmal ist man nicht mehr allein….logisch oder?

In Sozialwissenschaften meinte mein Lehrer einmal, die größten tiefs im Leben, erlebt man in der Regel nicht durch Verluste (Damit sind nicht durch Unfälle oder Krankheit bedingte gemeint) sondern nach der Heirat und nach der Geburt eines Kindes. Soweit so gut. Heirat kann ich jetzt nicht bestätigen, dass fällt für mich weg. Bei der Geburt habe ich mich emotional drauf vorbereitet, ich war drauf gefasst….Hans-Peter nicht und auch ich muss gestehen, es war hart.

Das kleine Herz wollte nämlich nicht allein sein. Das kleine Herz, fand es ganz doof, wenn es Mama oder Baba nicht mehr sehen konnte (und es konnte nur bis zu 30cm weit gucken). Das kleine Herz brauchte ganz viel Körper Kontakt, am liebsten noch mit einem Körper, der nicht irgendwo still saß. Das kleine Herz hatte kein Verständnis dafür, dass auch andere Bedürfnisse haben und schon gar nicht, wollte es alleine schlafen. Ergo, einer von beiden Elternteilen war immer mit dem Kind auf dem Arm unterwegs oder lag mit ihm im Bett.

So was wie „gemeinsam essen“ oder “ einen Film schauen“ gab es nicht mehr. Kuscheln? Nur zu dritt. Dazu kommt, dass auch ich gerne mal eine Ablösung wollte (Ja, auch ich möchte mal alleine auf’s Klo) vor allem, da Hans-Peter ja nicht jeden Tag hier war. Der kam abends aber immer fix und fertig von seiner Arbeit ( Teilzeit, was nach Jahren des chillens zwar viel und anstrengend ist, aber solange er keine 174 Stunden im Monat mit Schichtwechsel arbeitet oder gearbeitet hat, bekommt er kein Verständnis von mir) und Verstand gar nicht, warum da kein Essen war. Und oha, wie sieht denn deine Wohnung aus…wie siehst du aus (Danke Hans-Peter, dass weiß ich auch!) Deshalb ja auch die Ablösung und am Arsch beeile ich mich mit dem Duschen.

Jeder beanspruchte den “ anstrengsten Tag ever“ für sich. Ärger und Frust über das Unverständnis des jeweils anderen für sein Leid stauten sich auf. Und dann auch noch kein Sex. Es kam oft zum Streit. Kein lauter explodierender Streit, sondern dieser genervte, wo man seinen seinen ganzen Frust und Ärger über die gesamte Situation raus lässt und den anderen für schlechtes Wetter und Hunger in der Welt zur Rechenschaft zieht und danach diese gemeine Stille und Distanz folgt. Es ist doof, es ist schwierig und ja, es wäre natürlich viel produktiver sich vernünftig mit Ich – Botschaften zu verständigen und auch, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Ganz klar. Aber wer macht das bitte? Wer kann sich so zusammen reißen, wenn seine Emotionen so überlaufen?  Ich nicht. Ich Steiger mich rein und das mache ich extrem gut! Hans-Peter ist da etwas anders. Der frisst so was dann in sich rein und irgendwann macht er dann Schluss ( Stichwort on – off Beziehung ->  Die Sache mit Hans-Peter).

Letztendlich haben wir die ersten Monate überstanden. Ich sag nicht, dass es einfach war. Ich sag nicht, dass ich nicht kurz vorm verzweifeln stand und ich sag auch ganz bestimmt nicht, dass jetzt, 6 Monate später alles Friede Freude Eierkuchen ist. Das würde ich gerne und es ist definitiv besser, aber so was braucht seine Zeit und viel Geduld. Es ist halt ein anderes Leben.



Am Rande: Nein, Hans-Peter hat das Beziehungs off nicht durchgezogen. Aber ich bin gespannt, wann das nächste kommt.

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